Viele erstaunliche Leistungen wurden in den letzten 200 Jahren von Menschen erbracht. Ohne Innovationen wie der Entwicklung der ersten Glühbirne 1879, dem Bau des ersten Flugzeugs 1903 oder der Entdeckung von Penicillin 1928 würde unser heutiges Leben sehr anders aussehen. Von all diesen erstaunlichen Leistungen ist kaum etwas so beeindruckend, wie die Möglichkeit, ins Weltall zu reisen. Das Mysterium Universum beschäftigte bereits seit Jahrtausenden Himmelsforscher wie Aristarchos von Samos, Nikolaus Kopernikus oder Galileo Galilei. So ist es kaum verwunderlich, dass der technische Fortschritt auch den Traum von einer Reise ins Weltall verwirklichen sollte. Der allererste Raumflug fand 1957 statt, als die Sowjetunion Sputnik 1 ins All schoss. Um dies möglich zu machen, wurde bereits Jahrzehnte zuvor an der Raketentechnologie gebastelt, denn ein leistungsstarkes und zuverlässiges Raketentriebwerk ist die erste Voraussetzung für eine erfolgreiche Reise ins All.
Der RS-25-Motor ist ein Raketentriebwerk, das von 1981 bis 2011 im Rahmen des Space Shuttle-Programms regelmäßig im Einsatz war und bis heute eines der leistungsfähigsten und zuverlässigsten Triebwerke in der Geschichte des Raketenbaus ist. Es besteht aus verschiedenen Pumpen, Ventilen, Turbinen und anderen Teilen, die ineinandergreifen, um gemeinsam Schub zu erzeugen. Die Dimensionen, die ein solches Triebwerk einnehmen kann, kann man sich kaum vorstellen. So passen 700.000 Gallonen Kraftstoff hinein und jedes Triebwerk misst 4 mal 2,5 Meter und wiegt 3500 kg. Wenn sie in Betrieb sind, brennen die Triebwerke bei über 6.000 Grad Celsius. Ein Space Shuttle war mit drei RS-25-Motor-Triebwerken ausgestattet. Eingesetzt wurde ein solches Triebwerk in über 135 Missionen.
Flüssiger Wasserstoff dient im RS-25 als Kraftstoff, während flüssiger Sauerstoff als Oxidationsmittel verwendet wird. Das Ziel von Sauerstoff und Wasserstoff ist die Hauptbrennkammer. Um dort hinzugelangen, durchlaufen Kraftstoff und Oxidationsmittel verschiedene Abschnitte. Aus dem Außentank treten beide Stoffe in das Space Shuttle ein und fließen auf getrenntem Wege in Richtung der Hauptbrennkammern der drei Triebwerke. Die Treibmittel werden in die Einspritzdüsen gemischt und in die Hauptbrennkammer eingespritzt, wo sie gezündet werden. Das brennende Treibmittelgemisch wird dann durch den Hals und die Glocke der Düse ausgestoßen, deren Druck den Schub erzeugt.
Auch wenn der RS-25 2011 zuletzt regelmäßig verwendet wurde, ist seine Geschichte noch lange nicht zu Ende. Es gibt zwar diverse andere vielversprechende Triebwerke, dennoch dient das RS-25 als Basis des Space Launch Systems der USA, welches 2022 erste unbemannte Testflüge durchführte und deren Ziel es ist, den tiefen Weltraum außerhalb des Erdorbits mit bemannten Raketen zu erforschen. Unter diesem Programm soll eine neue Ära der US-amerikanischen Raumfahrt eingeläutet werden, mit dem Ziel, eine dauerhafte Präsenz auf dem Mond zu etablieren und ferne Planeten wie den Mars zu betreten. Das Triebwerk RS-25 ist bereits seit über 40 Jahren eine treibende Kraft im amerikanischen Raumfahrtprogramm und wird auch in Zukunft ein essenzieller Bestandteil in der Verwirklichung von Missionen im Weltall bleiben.